Schule

Gottfried Keller Schulhaus Basel
Studie 2011/12
Sanierung
Bestandsanalyse und Farbkonzept von Erschliessung, Klassenzimmern, Lehrerzimmer, Toiletten, Aula, Turnhalle, Fassaden
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Bestand 2010: Ansicht von Osten / Foto Juri Weiss, Bilddatenbank Basel Stadt

Bestandesanalyse

Das Gottfried Keller Schulhaus  wurde 1936 von J. Maurizio am westlichen Stadtrand von Basel gebaut. Der in den 1930er Jahren stattfindende Wandel von Historismus und Heimatstil zur Moderne ist im Grundriss und im ganzen Schulhaus noch spürbar. Sonne, Licht und Luft waren für die damalige Zeit beim Schulhausbau neue und zentrale Stichworte.
Das Gottfried Keller Schulhaus galt zu seiner Zeit mit der neuartigen überdachten Pausenhalle, den vielen Fenstern und der guten Durchlüftbarkeit als Musterschulhaus. Seit 1936 erfuhr das Gebäude einige Veränderungen: auf der Nordseite erfolgten in den 90er Jahren der Anbau von vier Klassenzimmern und der Umbau von Erdgeschoss, Pausenhalle und Eingangsbereich. 2010 folgte der Anbau eines Liftes im Nordhof. Die rund 80 m lange viergeschossige Südfassade ist fast unverändert erhalten. 
2013 wurde das Schulhaus im Zug des Harmos- Konkordates von der Orientierungsschule in eine Primarschule überführt. 

Ziele des Farbkonzeptes

Die Kinderfrage „In welcher Schule wohnst du“ (Kinderbüro Basel) dient als Leitidee für das Farbkonzept. Die Bedürfnisse der neuen Nutzer, der
6-10jährigen Primarschulkinder, stehen im Zentrum der Gestaltung.
Die Anmutung des Schulhausinneren soll freundlich, einladend, weich, warm und abwechslungsreich sein und die Atmosphäre von Wert­schätzung zeugen. Die Individualität der Kinder wird unterstützt; Schutz und Sicherheit werden auch visuell vermittelt. Alt und neu werden verbunden; die Atmosphäre von 1936 ist im Schulhaus wieder spürbar. 
Die Funktionsbereiche der Schule unterscheiden sich visuell. Die Farbstimmungen sind je nach Nutzung und Aufenthaltsdauer ruhig/konzentrierend, differenziert/vielschichtig oder dynamisch/­anregend. Die Farbgebung ermöglicht eine leicht lesbare und intuitiv erfassbare Orientierung. Die Geschosse und Osten und Westen sind eindeutig unterscheidbar und intuitiv erfassbar. Die schwierige akustische Situation der Erschliessungsbereiche wird durch eine leise wirkende, nuancierte Farbgebung entschärft.

 „Genau so wie zwischen Lehrern und Schülern so etwas wie ein positives Beziehungsgeflecht von emotionalen Bindungen entstehen kann, so gibt es dieses auch zwischen Mensch und Haus“.
Peter Hübner, „Kinder bauen Schule“, 2005

 Umsetzung

Die ursprünglichen Bodenbeläge werden wiederhergestellt: Eichenparkett in Klassenzimmern und Lehrerbereich, Bonfol-Klinker in den Gängen und Tessiner Granit in Treppenhäusern und Eingangsbereich. Die Klassenzimmer sind in ruhigen, zurückhaltenden Grün- und Blautönen gestaltet, die konzentriertes Arbeiten und Lernen unterstützen. Die süd­seitige Lage der Räume macht eine kühle, Wärme ausgleichende Atmosphäre sinnvoll. Die Raumanmutung ist eher spannungsarm und wird durch Bilder und aufgehängte Arbeiten der Kinder belebt. Die Aspekte der visuellen Ergonomie sind bei der Gestaltung der Arbeitsräume besonders berücksichtigt.
Das Raumgefüge der Erschliessung ist in ein Orientierung schaffendes Farbsystem übertragen. Jedem der fünf Geschosse ist eine Farbe zugeordnet. Um die kasernen­artige räumliche Masstäblichkeit der Gänge zu entschärfen, werden die Gangwände verspielt und abwechslungsreich gestaltet. Wie kleine Hütten reihen sich Farbflächen an der Wand auf und vermitteln dem Schulkind ein vertrautes und spielerisches Bild, das zur Identifikation und Orientierung verhilft: „hier ist mein Klassenzimmer“. Im Erdgeschoss herrschen die warmen und dynamischen Farben von Ost und West, ergänzt durch rauhen Tessiner Granit, vor.
Die Schülertoiletten, oft ein abweisender Ort, der zu Vandalismus und Unfug einlädt, sind mit ihren intensivfarbenen Kabinentüren und der dazu lebhaft kontrastierenden Wand bunt und lustvoll gestaltet. Der kurze Aufenthalt erfrischt durch eine „Farbdusche“ und macht Spass.

Bestand 2010: nördlicher Schulhof
Farb- und Materialcollage Eingang und EG
Farb- und Materialcollage Gang UG
Farb- und Materialcollage Klassenzimmer Nr. 310
Orientierungsschema Gang UG - 2. OG
Farb- und Materialcollagen Toiletten 1. und 2. OG